Rendite und Nebenwirkungen
Rendite bedeutet, einen Teil der Wertschöpfung der Wirtschaft abzuzweigen. Ist dies nachhaltig möglich, ohne gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die Wirtschaft ihre Wertschöpfungskraft erhalten und entwickeln kann?
Nein. Wer ein Haus besitzt, Wohnungen oder Gewerberäume vermietet, dabei die maximale Rendite abschöpft, ohne für Unterhalt und Erneuerung zu sorgen, zerstört die Quelle seines Ertrags. Werterhalt allein reicht aber nicht. Die Zukunft verlangt eine aktivere Haltung. Es gibt die Haltungen des Anlegens und des Investierens. Beim Anlegen interessieren in erster Linie Sicherheit und Rendite, seltener auch ethische Aspekte. Beim Investieren steht die Wertschöpfung, das heisst das, was mit dem Geld bewirkt oder ermöglicht werden kann, im Vordergrund. Der Anleger (als Typ verstanden) verfolgt eine Anlagestrategie, die seine eigenen kurz- bis mittelfristigen Bedürfnisse befriedigen soll. Der Investor geht auf die Bedürfnisse derer ein, die Kapital suchen – selbstverständlich mit den Randbedingungen Sicherheit und Rendite. Die CoOpera möchte, wo immer möglich, die Rolle der Investorin einnehmen. Investieren setzt eine unternehmerische Haltung beziehungsweise Unternehmerqualität voraus. Diese zeigt sich in der Problemlösungsbereitschaft, in einer Haltung des Ermöglichens, im Umgang mit Risiken und in Governance und Vernetzung. Davon ist im folgenden die Rede.
Ermöglichen in der Realwirtschaft
Eine Anlegerschaft mit Unternehmerperspektive interessieren sich für das, was mit dem Geld bewirkt oder ermöglicht werden kann.
Die CoOpera als Investorin mit Unternehmerqualität ermöglicht Entwicklungen. Ermöglichen hat zwei Voraussetzungen: Einerseits einen Blick für das Notwendige und eine gute Einschätzung von Entwicklungsperspektiven. Andererseits Vertrautheit mit dem Umfeld eines Projektes und gute Kenntnis des Impulses und dessen Trägerinnen und Träger. Sind die beiden Voraussetzungen erfüllt, kann die CoOpera auch Risiken eingehen, die – in konventioneller Betrachtung – als erhöht beurteilt werden. Ermöglichende Finanzierung ist besonders bei Neugründungen bzw. Startups (insbesondere durch Beteiligung am Eigenkapital) gefragt. Einer Vorsorgestiftung sind hier Grenzen gesetzt. Die CoOpera Beteiligungen AG verfügt über erweiterte Handlungsmöglichkeiten.
Problemlösungsbereitschaft
Geld soll dorthin fliessen, wo es gebraucht wird. Gebraucht wird es ganz besonders in Problemsituationen. Ermöglichen und Probleme lösen gehören zusammen.
Wer nicht nur nach eigener Strategie anlegen oder investieren, sondern sich auf das Lösen von Finanzierungsproblemen einlassen will, muss flexibel handeln können. Eine Anlegerschaft, die auf eine Strategie fixiert ist, definiert Art, Umfang und Zeitpunkt ihrer Anlagen langfristig gemäss ihren eigenen Bedürfnissen. Entscheidungen aufgrund einer konkreten Situation, ist ihr fremd. Sie will von der Wirtschaft profitieren (Rendite), steht ihr aber nicht unterstützend zur Seite. Problemlösungsqualität erfordert einen wachen Blick auf Notwendigkeiten, eine gute Urteilsfähigkeit in Bezug auf Bedarf und Potential und vor allem auch Reaktionsfähigkeit.
Sicherheit und Risiko
Glück und Pech sind Bestandteil des Lebens. Chancen und Risiken begleiten uns. Sie werden sich nie aus dem Leben entfernen lassen. Während Anleger in der Regel „risikoavers“ sind, sucht der Unternehmer (als Typ verstanden) einen proaktiven Umgang mit Risiken.
Ein NZZ-Folio titelte: «Sicherheit. Die steile Karriere einer Illusion». Sicherheit ist eine Illusion, weil Gedeihen und Verderben, Glück und Pech Bestandteil des Lebens sind. Anleger benötigen – etwas zugespitzt ausgedrückt – kein Wirtschaftsverständnis. Sie benützen Statistiken und entwickeln Algorithmen, die das Handeln leiten. Doch wenn neue, bisher nicht bekannte Entwicklungen eintreten, sind sie u.U. ratlos (siehe Finanzkrise von 2007 / 2008). Statistik verarbeitet Vergangenheitszahlen, hat den Blick also gewissermassen auf den Rückspiegel gerichtet. Demgegenüber haben Unternehmer zwar einen Blick für Risiken, interessieren sich aber vielmehr für Chancen. Diese liegen in der Zukunft und setzen aktives Handeln voraus. Diese aktive Haltung versucht auch die CoOpera wo immer möglich einzunehmen. Das setzt Vertrautheit und Nähe zu den Bereichen voraus, in denen die CoOpera tätig ist. Nähe zu und Vertrautheit mit Kreditnehmern und Kreditnehmerinnen führt gleichzeitig zu einer Qualität der «Kundenbindung», die in kritischen Situation nicht zu Kreditverlust, sondern oft zur gemeinsamen Entwicklung neuer Lösungen führt.
Nachhaltigkeit der CoOpera-Anlagen
Der Begriff der Nachhaltigkeit fand erst ab den 1990-er Jahren breitere Verwendung. Vorher versuchten Finanzinstitute, darunter auch Pensionskassen, ihre ethische Orientierung mit Negativlisten zum Ausdruck zu bringen.
Negativlisten legten fest: keine Investitionen in Drogen, Waffenproduktion oder Kernkraftwerke. Allmählich fanden Nachhaltigkeitskriterien – mit ökologischer Betonung - auch in der traditionellen Finanzwelt Anwendung. Heute finden sich im Dow Jones Nachhaltigkeitsindex (DJSI) Unternehmen wie Nestlé, Roche oder British American Tobacco. Die CoOpera dachte und denkt weiter. Sie ist zwar Bestandteil des Vorsorgesystems, das auf Kapitalansammlung aufbaut, was zu einer kapitalgetriebenen Wirtschaft führt. Ihre wichtigsten Schauplätze sind Börsen und andere Finanzmärkte. Auch börsengehandelte Aktien mit Nachhaltigkeitratings unterliegen ihren Gesetzen. Deshalb hält sich die CoOpera von der Börse fern und postuliert das Anlegen in die Realwirtschaft (siehe auch Philosophie). Dabei beachtet die CoOpera bei ihren Anlagen selbstverständlich die Aspekte der Nachhaltigkeit gemäss gängigem Verständnis (z.B. Energie bei Wohnbauten, Sinn und Herstellungsweise von Gütern, Entwicklung neuer, ernergiesparender Technologien usw.).
CoOpera «fossil free»
Die CoOpera Sammelstiftung unterstützt die Anliegen und wirkt bei der Initiative «fossil free» mit. Seit ihrer Gründung 24.10.1984 verpflichtet sich die CoOpera, keine Investitionen im Bereich fossiler Energieträger zu tätigen. Ganz im Sinne einer gelebten, ehrlichen, nachhaltigen Anlagestrategie für unsere Versicherten und einer lebenswerten Zukunft für die nächste Generation.
Die CoOpera denkt weiter.
Governance
Transparente Geschäftsführung gehört seit der Gründung der CoOpera 1984 zu den zentralen Qualitätsgrundsätzen der CoOpera Sammelstiftung PUK. Erst viel später wurden entsprechende Transparenzvorschriften in die gesetzlichen Auflagen für Pensionskassen aufgenommen.
Corporate Governance soll Missbrauch verhindern. Woher rührt Missbrauch? Von der Aufforderung zur Nutzenmaximierung. Das Marktmodell, das unserer Wirtschaftsordnung zugrundeliegt, fordert zu egoistischem Handeln auf. Die Aufforderung zum egoistischen Handeln richtet sich an Unternehmerinnen und Unternehmer. Ist es verwunderlich, dass sie gelegentlich auch die Loyalität dem Arbeitgeber oder Kapitaleigner gegenüber ausbremst? Es gibt zwei Wege, Missbrauch zu verhindern: 1. Man teilt Verantwortung und Kompetenzen auf, verhindert damit Nähe und schafft Strukturen mit einem dichten Netz an Kontrollpunkten (defensive Strategie, Corporate Governance). 2. Man arbeitet regelmässig an der Qualität der Verbindung und der Prozesse zwischen Mitwirkenden und den Zielen der Organisation und schafft so Loyalität. Dazu gehört die Entwicklung von Zielen und Arbeitsformen sowie die gemeinsame Reflexion der Arbeit (präventive Strategie). Zu jeder präventiven Strategie gehört Transparenz.
Vernetzung
Finanzieren ist «Networking». Networking ist Beziehungsarbeit. Sie entsteht in der engen partnerschaftlichen Zusammenarbeit der Einrichtungen in der CoOpera-Gruppe - aber auch in der engen Zusammenarbeit mit Organisationen und Gesellschaften, die die CoOpera finanziert.
Wer Bau- oder unternehmerische Projekte finanziert oder sich an einer Unternehmung beteiligen will, muss sich über die Vorhaben und ihre Träger ins Bild setzen. Ein distanzierter Blick für eine treffende Beurteilung ist wichtig. Noch wichtiger ist das Vertrauen in die Träger von Projekten. Dieses entsteht nicht nur im Rahmen einzelner Gespräche. Wichtig ist die Vertrautheit auch mit dem Netz, in welchem sich die Initianten bewegen. Deshalb ist auch Finanzieren ein Netzwerkprojekt. Ein grosser Teil der CoOpera-Investitionen hat seinen Weg über Netzwerkbeziehungen in das Portefeuille der CoOpera gefunden.
Wer erfolgreich investieren will, muss mit den Fähigkeiten der verantwortlichen, initiativen Menschen und mit ihren Motiven vertraut sein . Die Erfahrung der CoOpera zeigt, dass Finanzierungspartnerschaften, die auf gegenseitigem Vertrauen und Respekt basieren, gerade auch in schwierigen Situationen solide Lösungen fördert. Die geringe Verlustquote der CoOpera trotz gelegentlichen Engagements mit erhöhtem Risiko zeigt, dass partnerschaftliche Nähe auch wirtschaftlich zielführend ist.
CoOpera und Immobilien
Die Gründer der CoOpera Sammelstiftung PUK waren auch Kritiker des Bodenrechts. Sie lehnten Boden als Vehikel der Vermögensbildung ab. Wie lässt sich diese Haltung mit der Aufgabe der Altersvorsorge unter einen Hut bringen?
Die CoOpera-Einrichtungen müssen Boden selber als Anlagekategorie nutzen. Die daraus folgenden Widersprüche sind dann auszuhalten, wenn die CoOpera sich nicht nur als Anleger verhält und Boden als Quelle für Grundrente und Kapitalverzinsung sieht, sondern wenn sie die Haltung einer Investorin einnimmt und konkrete Ziele verfolgt. Solche sind:
- Liegenschaftseigentum als Unternehmensfinanzierung
- Liegenschaften als «ökologisches Entwicklungsfelder»
- Liegenschaften als «soziale Entwicklungsfelder»
Liegenschaftseigentum als Unternehmensfinanzierung
Im Fokus steht hier nicht die Rendite, sondern der Unternehmerische Zweck, der mit der Liegenschaft verbunden ist.
Unternehmensfinanzierung findet beispielsweise dann statt, wenn die CoOpera die Geschäftsliegenschaft einer Unternehmung erwirbt und der Unternehmung dadurch die benötigte Liquidität zuführt. Weil es sich dabei in der Regel um spezielle, nicht schnell veräusserbare Gewerbeliegenschaften handelt, ist die Verzinsung des Kapitals in der Regel besser, als bei „Renditeliegenschaften“. Das Risiko der erschwerten Verkäuflichkeit kann die CoOpera PUK eingehen, weil ihr Prinzip «buy and hold» (kaufen und behalten) heisst und selbst im Fall eines Verkaufs genügend Zeit vorhanden ist, um ein gutes Angebot zu finden.
Liegenschaften als «ökologische Entwicklungsfelder»
Mit der ökologischen Entwicklung geht die CoOpera über Minergie hinaus.
Für «ökologische Anleger» steht bei Liegenschaften die Energiebilanz im Vordergrund. Das Zauberwort dabei heisst «Minergie P». Die CoOpera gibt sich in keinem Bereich mit vorgegebenen Standards zufrieden, auch wenn diese in der Öffentlichkeit hoch im Kurs stehen mögen. Zwar hat auch die CoOpera Minergie-P-Immobilien im Portefeuille. Gleichzeitig stellt sich immer wieder die Frage, inwieweit im Hinblick auf Zertifizierungen und Subventionen einengende Standards mit Schattenseiten akzeptiert werden sollen und wo der Spielraum für eigene Entwicklungen zu nutzen ist. Im Ingenieurunternehmen eWin hat die CoOpera einen Partner gefunden, der Gebäude mit Speicherung und Nutzung von Umgebungs- und Abwärme heizt und klimatisiert, ohne dass Öl-, Gas- oder Holzheizung benötigt werden. Diese Entwicklung führt zu «atmenden» Häusern, bei denen auf Dämmung mit häufig problematischen Materialien verzichtet werden kann.
Liegenschaften als „soziale Entwicklungsfelder“
Von Wohnbaugenossenschaften bis zu Mehrgenerationenhäusern: An das Wohnen werden andere Bedürfnisse formuliertund andere Ideen herangetragen, als noch vor wenigen Jahrzehnten.
Eine Wohnüberbauung ohne Autoparkplätze, die Planung eines Gebäudes mit Mitwirkung der zukünftigen Nutzer – das sind Beispiele, welche diesen Ansatzpunkt illustrieren mögen. Die CoOpera kommt immer wieder in die Situation, Immobilien «nach Mass» zu entwickeln.
Sicherheitsmechanismen
Der Sicherheit im Beurteilungs- und Entscheidprozess stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung. Als «Fallschirm» steht der Sicherungsfonds bereit.
Sicherheit beginnt bei der Qualität der Urteils- und Entscheidprozesse. Der Stiftungsrat hat sich im Laufe der Zeit zusätzlich Instrumente zur Risikobegrenzung geschaffen: Der Risk Management Report zeigt u.a. die Verteilung der Anlagen auf Branchen und Regionen; er qualifiziert die Anlagen ausserdem bezüglich Liquidität beziehungsweise Liqudierbarkeit, was vor allem im Zusammenhang mit möglichen Austritten von Institutionen wichtig ist. Eine «Watchlist» führt grössere Engagements auf und Kredite an Einrichtungen, deren Wirtschaftlichkeit zu Fragen Anlass gibt; der Liquditätsplan führt die absehbaren Zahlungseingänge (Zins, Prämien) auf und zeigt die Fälligkeit von Zahlungen im Rahmen beschlossener Anlagen.
Neben solchen «defensiven» Instrumenten gibt es bei der CoOpera Sammelstiftung PUK das aktive Instrument des sogenannten Solidaritätsfonds. Schon früh hat die CoOpera Sammelstiftung PUK versucht, Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer in die Risiko-Beteiligung einzubeziehen. Die Überlegung damals war: wir verzichten auf eine hohe Risikomarge, dafür muss der Kreditnehmer vertraglich die Verpflichtung eingehen, sich an einem allenfalls entstehenden Schaden zu beteiligen. Darlehensnehmerinnen und Darlehensnehmer verpflichten sich, über die banküblichen Sicherheiten hinaus eine Solidarklausel zu unterzeichnen. Sie verpflichtet die Kreditnehmer im Falle eines Verlustes einer Investition der CSPUK während 3 Jahren einen bis zu 2 % höheren Zins zu bezahlen, bis der Verlust ausgeglichen ist. Dieser Mechanismus führt zu einem beträchtlichen, Rückstellung-artigen Polster, das in der Realität aktivierbar ist, in der Bilanz aber nicht erscheint. Nur einmal wurde der Solidaritätsmechanismus in geringem Umfang eingesetzt. Er hat funktioniert.